Die Mensur

Tradition - Fairness - Charakterbildung: Das akademische Fechten

"Fröhlichsein und inniges Zusammenhalten, das Tolerieren jeder Ansicht außer der unnoblen sind die Grundzüge zur Charakteristik des Corps."

(Aus der Verfassung der Teutonia von 1839)

Die Mensur, das studentische Fechten, ist seit Alters her Bestandteil studentischer Geschichte und Kultur. Sie ist eines der Hauptmerkmale des Kösener SC-Verbandes, und auch bei Teutonia kann in das engere Corps nach wie vor nur aufgenommen werden, wer mindestens einmal auf blanke Corpswaffen gefochten hat. Für den, der zum ersten Mal damit in Berührung kommt, ist sie oft nicht unmittelbar verständlich. Zu diesem Thema gibt es auch weit verbreitete Missverständnisse und Irrtümer.

Die Mensur ist weder ein Duell, noch einfach nur "Sport". Sie fordert innere Ruhe und Konzentration, aber auch Fairness und hat sich dadurch als eine urtümliche Form der Persönlichkeitsbildung und Charakterfestigung bewahrt. Das Eigenerlebnis der Mensur wird bei jedem Paukanten anders sein. Doch das gemeinsame Durchstehen einer Extremsituation stärkt die corpsbrüderlichen Bindungen.

Geschichte

1514 verbriefte Kaiser Maximilian den Studenten das Recht zum Tragen des Degens, das bis dahin ein Vorrecht des Adels war. Die Waffe diente der Selbstverteidigung auf dem oftmals weiten und gefahrvollen Weg von der Heimat- zur Universitätsstadt. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts besaßen die meisten deutschen Universitäten privilegierte Fechtmeister. Der Besuch des Fechtbodens gehörte ebenso zur akademischen Ausbildung wie der Besuch der Vorlesungen. Der Degen wurde zum studentischen Standesabzeichen. Folge war die Entwicklung einer eigenen Standeskultur und Standesehre, die auch untereinander mit dem Degen verteidigt wurde. Dabei verlor das ursprünglich freie Rencontre im Laufe des 19. Jahrhunderts seinen Duellcharakter und wurde zu einem reinen Erziehungsmittel. Der Fechtcomment regelte die Anforderungen an den einzelnen Universitäten. Trotzdem blieb das Fechten behördlich verboten und wurde erst ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts allgemein geduldet. In dieser Zeit hat sich das studentische Fechten vom allgemeinen Fechtwesen gelöst und gesondert weiterentwickelt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg von vielen Universitätsleitungen zunächst wieder verboten, stellte der Bundesgerichtshof im sogenannten "Göttinger Mensurenprozess" (1953) fest, dass die Mensur weder strafrechtlich relevant noch sittenwidrig ist.

Mehr als Tradition...

Obwohl ein uralter Brauch, ist die Mensur mehr als Traditionspflege. Es gehört Mut und ein gehöriges Maß an Selbstüberwindung dazu, mit einem Gleichgesinnten die blanke Waffe zu kreuzen und im wahrsten Sinne des Wortes für sein Corps "den Kopf hinzuhalten". Die Mensur kennt keine "Gewinner" und "Verlierer". Wichtiger als der Sieg ist die aufrechte Teilnahme. Sie ist somit auch als eine Art "Eintrittskarte" in das Corps zu verstehen, wenn auch nicht als plumpe "Mutprobe".

Anders als noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts geht es heute auch nicht mehr um die Wahrung eines eigenen studentischen Ehrbegriffs. Die Genugtuung mit der Waffe ist seit dem Zweiten Weltkrieg passé. 1953 erklärten die großen mensurfechtenden Korporationsverbände bei einer Besprechung mit Bundespräsident Theodor Heuss den Verzicht auf den Grundsatz der Satisfaktion mit der Waffe.

Das Erlernen des Mensurfechtens alleine ist schon eine persönliche Bereicherung, denn natürlich ficht niemand ohne ausreichende Vorbereitung. Wer fechten will, betreibt gewissermaßen Leistungssport, denn die Mensurreife setzt kontinuierliche, tägliche Übung voraus. Eine fundierte Ausbildung erfolgt durch einen erfahrenen Lehrer des Verbandes deutscher Fechtmeister (VdF).

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